Zöliakie - Alles über Glutenintoleranz

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Gluten wird heutzutage oft verteufelt und immer mehr Menschen verzichten aus gesundheitlichen Gründen darauf. Doch tatsächlich sind nur ca 1% der Bevölkerung von einer Glutenintoleranz betroffen. Oft ist es eine Zöliakie. Betroffene müssen auf glutenhaltiges Brot, Nudeln und allerlei anderer leckerer Lebensmittel verzichten.

Wir machen reinen Tisch und decken auf, was Gluten und deren Intoleranz ist, wie eine Glutenintoleranz entsteht, du sie erkennen kannst und was dabei im Körper geschieht. Zusätzlich erklären wir dir den Unterschied zur Zöliakie, sowie was du bei einer Glutenunverträglichkeit essen kannst und welche Behandlungsmöglichkeiten bestehen.

Was ist Gluten?

Gluten ist das Eiweiß einiger Getreidearten und besteht aus Prolaminen und Glutelinen. Es befindet sich in den Samen des Getreides und macht ca. 80% der Eiweißbestandteile des Getreides aus.

Gluten in der Industrie

Gluten ist auch als Klebereiweiß bekannt

In Verbindung mit Wasser wird Gluten zum sogenannten Klebereiweiß. Es bildet dabei eine Art Teiggerüst, welches zum Herstellen von Brot und Backwaren enorm wichtig ist. Gluten ist also aufgrund seiner Struktur insbesondere in der Industrie ein wichtiger Bestandteil.

Beim “Gehen lassen” des Teiges für den Brotlaib entsteht CO2, welches das Teiggerüst auffängt. Dadurch vergrößert sich das Volumen des Teiges. Daher eignet sich beispielsweise Weizenmehl so gut zum Herstellen von Backwaren.


Was ist eine Zöliakie/Glutenunverträglichkeit?

Laktose, Laktoseintoleranz und laktosefreie Lebensmittel

Die Zöliakie ist eine entzündliche Darmerkrankung, welche durch das Gluten ausgelöst wird.

Sie ist zeigt sowohl Anzeichen einer Allergie, als auch einer Autoimmunkrankheit. Dabei kann es zu einer chronischen Entzündung kommen, bei der die Darmwand geschädigt und die Nährstoffaufnahme behindert wird. Zöliakie kann also zu einer Mangelernährung führen.

Wie entsteht eine Zöliakie?

Zöliakie ist nicht ansteckend, kann aber veerbt werden.

Leidet der Vater oder die Mutter an der Zöliakie, so ist meist auch das Kind betroffen. Daher geht man davon aus, dass vor allem die genetische Veranlagungen eine Ursache für Zöliakie sind.

Bisher ist aber ungewiss, wie genau die Zöliakie entsteht. Vermutet wird eine Kobination folgender Umstände:

  • Vorerkrankungen in der Kindheit
  • Umwelteinflüsse
  • Genetische Veranlagung

Der Körper wehrt sich

Wenn Gluten aufgenommen wird, dann versucht der Körper die Proteinbestandteile der Prolamine und Gluteline in kleinere Bestandteile zu spalten, damit diese besser aufgenommen werden können.

Ein Produkt dieses Vorgangs sind die Gliadine. Das dafür benötigte Enzym ist die Transglutaminase (TG). Der Körper jedoch reagiert auf die Gliadine und auf das Enzym TG, als wären diese gefährliche Fremdstoffe.

Die Gliadine und das Enzym TG werden mit Antikörpern markiert und bearbeitet. Außerdem werden vom Körper sogenannte Lymphozyten zum betroffenen Bereich gesendet (meist Dünndarmwand). Die Lymphozyten lösen Entzündungen aus.

Die Entzündungen signalisieren dem Körper, dass an dieser Stelle schädliche Reize, in dem Falle die Gliadine und das Enzym TG, vorhanden sind. 

Der Dünndarm leidet

Reagiert der Körper immer und immer wieder auf das diese Weise auf das Gluten, so wird langfristig auch der Darm geschädigt.

Die Darmwand besteht aus sogenannten “Zotten”. Diese Zotten sind nichts anderes, als Ausstülpungen der Darmwand, um die Darmwandoberfläche zu vergrößern. Somit können Nährstoffe in größerer Menge aufgenommen werden.

Durch die Entzündungen werden diese Zotten nach und nach angegriffen und zerstört. Dadurch kommt es zu einer gestörten Nährstoffaufnahme.

Die Zotten können nur schwer wieder hergestellt werden. Durch die gestörte Nährstoffaufnahme kommt es langfristig zu einer Mangelernährung.

Zöliakie - zwischen Allergie und Autoimmunkrankheit

Warum Allergie? Warum Autoimmunkrankheit?
Der Körper reagiert stark auf einen eigentlich harmlosen Stoff – das Gluten Der Körper schädigt sich bei der Aufnahme von Gluten selbst
Für den Körper handelt es sich bei dem Gluten fälschlicherweise um einen Gefahrenstoff Die Aufnahme von Gluten löst Entzündungen aus, die langfristig die Darmwand zerstören

Typische Symptome einer Zöliakie

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Wann die Symptome eintreten ist von Betroffenem zu Betroffenem unterschiedlich. Teilweise treten die Symptome erst nach Wochen auf.

Typische Symptome sind: 

  • Blähungen 
  • Durchfall 
  • Bauchschmerzen  
  • Übelkeit 
  • Druckbeschwerden im Darm 
  • Allgemeinbeschwerden, wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Depressive Verstimmungen

Langfristige Schäden einer Zöliakie

Die langfristigen Symptome treten teils erst nach Monaten oder gar Jahren auf. Zöliakiepatienten weisen nach Aufnahme von Gluten häufig erhöhte Zonulinwerte vor.

Zonulin ist für die Regulation der Darmwand zuständig. Es reguliert hauptsächlich die Durchlässigkeit der Darmwand. Durch die erhöhten Zonulinwerte ist eine höhere Durchlässigkeit gegeben. Dadurch gelangen mehr Stoffe in die Darmwand und den Blutkreislauf. Dieses Phänomen wird leaky gut (durchlässiger Darm) genannt.

Eine solche “Überflutung” der über die Nahrung aufgenommener Stoffe kann ebenfalls zu weiteren Intoleranzen führen.  

Zu den langfristigen Symptomen gehören:

  • Blutarmut – Eisenmangel
  • Kleinwuchs, verzögerte Pubertät
  • Hautveränderungen – Keratin-, Carotinoidemangel (Vitamin A)
  • Muskelschwäche
  • Osteoporose – Vitamin D Mangel
  • Nachtblindheit – Vitamin A Mangel
  • Laktoseintoleranz – Laktase arbeitet nicht mehr richtig
  • Autoimmunkrankheiten, Schilddrüsenerkrankungen (Morbus Basedow)

Weizensensitivität ist nicht gleich Zöliakie

Anders als bei der Zöliakie reagiert der Körper bei der Weizensensitivität nicht auf das Gluten, sondern auf andere Bestandteile des Weizens.

Hierbei handelt es sich um bestimmte Eiweiße, die ebenfalls im Weizen vorkommen – sogenannte ATI`s (Amylase-Trypsin-Inhibitoren). Diese Inhibitoren aktivieren bestimmte Zellen des Immunsystems, wodurch es zu einer Entzündungsreaktion kommt.

Eine Weizensensitivität ist, wie die Zöliakie, meist angeboren. 


Weizenallergie

Bei der Weizenallergie gibt es drei verschiedene Arten. 

  1. Die Nahrungsmittelallergie, bei der es wie bei der Zöliakie zu einer Immunreaktion auf die Eiweißbestandteile des Weizens kommt. 
  2. Das Bäckerasthma. Der Mehlstaub des Weizens wird eingeatmet und verursacht eine Reizung der Lungen. Es kommt zum Bäckerasthma. 
  3. Die weizenabhängige anstrengungsindizierte Anaphylaxie (WDEIA). Nach dem Verzehr von Weizen kann es durch Sport (als Verstärker der Reaktion) bei dieser Art der Allergie zu lebensbedrohlichen Beschwerden kommen. 

Diagnoseverfahren für die Zöliakie

Zöliakie ist als Krankheitsbild von der weiter verbreiteten Glutensensibilität abzugrenzen und sollte von einem Facharzt untersucht und diagnostiziert werden.

Es gibt mehrere Diagnoseverfahren zum feststellen einer Zöliakie. Bei den verschiedenen Diagnoseverfahren gibt es außerdem verschiedene Aspekte die berücksichtigt werden müssen. Wichtig bei den Diagnoseverfahren zur Erkennung der Zöliakie ist, dass sie VOR der glutenfreien Ernährungsweise erfolgen.

Im folgenden werden die 3 typischen Diagnoseverfahren vorgestellt.

Blutuntersuchung auf Antikörper

Bei der Blutuntersuchung wird auf Antikörper gegen die Transglutaminase getestet. Wie bereits erwähnt werden diese als Abwehrreaktion in höheren Mengen im Körper produziert, wenn eine Zöliakie vorliegt.  Zusätzlich werden noch auf den Glutenbestandteil Gliadin und das Endomysium untersucht. Endomysium ist eine Schicht aus Bindegewebe, gegen die der Körper auch Antikörper bei einer Zöliakie bildet. 

Untersuchung des Darmgewebes durch eine Biopsie

Bei der Gewebebiopsie wird ein Stück des Gewebes des Dünndarms entnommen. Das Gewebestück wird dann von einem Pathologen auf Veränderungen der Dünndarm Struktur und auf Entzündungen getestet. Sind diese in Verbindung mit der Blutuntersuchung positiv, so kann auf eine Zöliakie geschlossen werden

Anamnese der Zöliakie

Bei der sogenannten Anamnese handelt es sich um eine Erfragung der Krankengeschichte. Es wird abgefragt, ob Zöliakie in der Familie bereits ein Problem ist. Außerdem wird dokumentiert, ob nach Aufnahme von glutenhaltigen Artikeln Symptome auftraten. So kann eine Zöliakie oft schon diagnositiziert oder auch ausgeschlossen werden.  


Behandlungsmöglichkeiten bei einer Zöliakie

Laktoseintoleranz, Laktose, laktosefrei

Frühes Krankheitsbild

Generell gilt: Je früher die Zöliakie erkannt wird, desto besser bzw. einfacher ist sie behandelbar. Zwar ist eine vollständige Heilung nicht möglich, jedoch können die Symptome fast gänzlich verschwinden. Wenn die Darmflora noch nicht allzu zerstört und die Entzündungswerte noch nicht zu hoch sind, dann reicht es oft, wenn auf eine glutenfreie Ernährung umgestellt wird. 

Fortgeschrittenes Krankheitsbild

Ist die Krankheit schon fortgeschritten und die Symptome verschlimmern sich, dann reicht allein eine glutenfreie Ernährung nicht aus, um eine Besserung zu erzielen. Der Körper hat in diesem Zustand meist schon hohe Entzündungswerte, Mangelerscheinungen, bei Vitaminen und Nährstoffen und zeigt hohe Zonulinwerte.

In diesem Falle sollte neben gluten auch auf andere entzündungsfördernde Stoffe verzichtet werden. 

Worauf bei Zöliakie verzichtet werden sollte:

Generell sollte auch auf andere Getreidearten mit vergleichbaren Eiweißbestandteilen verzichtet werden. Hier eine kleine Auflistung von Produkten, die vermieden werden sollten:

  • Mais, Haferflocken und brauner Reis enthalten ebenfalls vergleichbare Eiweißbestandteile
  • Das Lektin in Hülsenfrüchten wirkt entzündungsfördernd. Daher hier während der Rehabilitation verzichten
  • Soja enthält Phytate, welche die Aufnahme von Mineralstoffen hemmen können
  • Auf Zucker sollte generell verzichtet werden

Was aufgenommen werden sollte:

Es ist wichtig, dass Lebensmittel zugeführt werden, die den Darm und die Darmflora wieder aufbauen. Dazu zählen: 

  • Pflanzenöle reich an Omega 3 und arm an Omega 6
  • Schonend zubereitetes Gemüse, um Ballaststoffe zuzuführen
  • fermentierte Produkte und Probiotika 
  • unverarbeitete und hochwertige tierische Lebensmittel für Vitamine, Proteine und Mineralstoffe

 

Nach langsamer Besserung können auch problematische Substanzen, auf die zu Beginn verzichtet werden sollte, langsam wieder aufgenommen werden. Eine glutenfreie Ernährung ist dabei zwangsläufig notwendig.