Lebensmittelverschwendung - das große Wegschmeißen
Wie entsteht Lebensmittelverschwendung?
Lebensmittelverschwendung (oder auch Foodwaste) entsteht durch das Entsorgen von Lebensmitteln, welche noch verzehrbar/genießbar gewesen wären. Gerade in der heutigen Konsumgesellschaft ist Lebensmittelverschwendung eines der größten Probleme auf diesem Planeten. Den Hauptteil dabei machen Obst & Gemüse aus. Nicht essbare Teile von Lebensmitteln gehören übrigens nicht zur Lebensmittelverschwendung. Auch Lebensmittel mit Schimmel oder ähnlichen Problemen gehören nicht dazu.
Lebensmittelverschwendung in Deutschland
Auch in Deutschland ist die Lebensmittelverschwendung ein grundlegendes Problem. Zwei Karotten gekauft, nur eine verbraucht und die andere liegt schon einige Tage. Anstatt die zweite Karotte noch zu verwenden, wird sie letztendlich weggeschmissen, da ja sowieso eine Neue gekauft wird. So wandert häufig noch genießbares Essen in die Abfalltonne. Dadurch entsteht eine Lebensmittelverschwendung von schätzungsweise 18 Millionen Tonnen pro Jahr in Deutschland.
Endverbraucher
Studien ergaben, dass der durchschnittliche Endverbraucher in Deutschland jährlich circa 82 kg Lebensmittel wegwirft. Das entspricht ungefähr einem Geldwert von 200-300 Euro pro Person/Jahr. Schätzungen zufolge wäre die Hälfte davon vermeidbar. Oftmals ist uns gar nicht bewusst, wie viele Lebensmittel wir tatsächlich in die Tonne schmeißen.
Produzenten
Aber nicht nur der Endverbraucher ist Schuld an der hohen Lebensmittelverschwendung. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Lebensmittel werden Lebensmittel verschwendet und grundlos weggeschmissen. Schon bei der Produktion werden viele Lebensmittel entsorgt, welche eigentlich noch genießbar gewesen wären. Hier landen schätzungsweise bereits 40% in der Abfalltonne und erreichen nicht einmal den Einzelhandel.
Lebensmitteleinzelhandel
Neben dem Endverbraucher und den Produzenten hat auch der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) großen Anteil an der Lebensmittelverschwendung. Der Lebensmitteleinzelhandel schmeißt ungefähr 730.000 Tonnen noch genießbare Lebensmittel pro Jahr weg. Im folgenden nennen wir die Gründe dafür.
Gründe für Lebensmittelverschwendung
Wir können es uns leisten
Es gibt viele Gründe, welche die Lebensmittelverschwendung zu solch einem großen Problem machen. Das Hauptproblem in den meisten Industrieländern ist jedoch die dauerhafte Verfügbarkeit von tausenden Produkten. Wir können es uns schlichtweg leisten so verschwenderisch zu sein. Es werden deutlich mehr Produkte hergestellt, als wir tatsächlich verbrauchen können. Nahezu jedes Produkt ist täglich verfügbar und zum kleinen Preis zu erwerben. Es tut uns also nicht weh, wenn man mal etwas wegschmeißt. Die Selbstverständlichkeit für hohe Qualität und perfekte Produkte wächst und die Wertschätzung für die Lebensmittel sinkt immer weiter.
Es tut uns nicht weh, Lebensmittel wegzuschmeißen
Wir werden so erzogen
Ein weiterer Grund liegt in der Erziehung des Endverbrauchers durch die Werbung. Uns werden täglich Bilder von perfekten Lebensmitteln und Gerichten als “Muss”- Standard präsentiert. Die Optik entscheidet häufig beim Kauf der Lebensmittel. Der Spruch “Das Auge isst mit” hat sich mittlerweile zu einer Selbstverständlichkeit entwickelt. Der Apfel muss rot glänzen, die Gurke darf auf keinen Fall krumm sein und die Banane muss nahezu Gold schimmern. Die Folge daraus ist, dass wir Lebensmitteln mit “Macken” nicht mehr kaufen bzw. verbrauchen. Diese werden am Ende des Tages weggeschmissen und tragen zur wachsenden Lebensmittelverschwendung bei. Auch die Produzenten wissen um die Ansprüche der Kunden. So werden bereits nach der Ernte unförmige, nicht glänzende oder andersfarbige Rohstoffe aussortiert.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) verunsichert uns
Gerade bei gekühlten Produkten ist das Mindesthaltbarkeitsdatum für viele entscheidend, ob das Produkt gekauft/verzehrt werden sollte oder nicht. Dabei wird das Mindesthaltbarkeitsdatum von den Konsumenten zumeist als Datum verstanden, ab dem das Produkt auf keinen Fall mehr verzehrt werden sollte. Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist jedoch lediglich eine Orientierung für uns, ab wann wir vorsichtiger mit dem Produkt umgehen sollten. Nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums sind Produkte oft noch Wochen oder gar Monate unbedenklich genießbar. Solange Geruch und Optik weiterhin eine vernünftige Qualität bestätigen, muss das Produkt nicht in die Abfalltonne wandern. Lediglich bei der Angabe “zu verzehren bis…”, wie bei Fleisch oder Fisch, sollte das Datum tatsächlich eingehalten werden.
Wir sind oft zu faul
Um Lebensmittel gezielt zu verbrauchen bedarf es ein wenig Planung. Es sollte ein Überblick über die vorhandenen Lebensmittel im Kühlschrank oder in der Vorratskammer bestehen. Oft gehen wir einkaufen, ohne vorher zu überprüfen, was noch da ist, da es einen Mehraufwand bedeuten würde. So kommt es schnell zur Dopplung von Lebensmitteln. Die bereits offene Packung steht schon etwas länger und die frische Packung lacht einen sowieso mehr an. So ist die Entscheidung schnell getroffen und noch genießbare Lebensmittel werden weggeworfen.
Es können oft nur bestimmte Mengen gekauft werden
Von Obst & Gemüse über Milchprodukte bis hin zu Konserven sind viele Lebensmittel nach Inhaltsgröße spezifisch verpackt. Uns wird somit vorgeschrieben, in welchen Größen wir die Lebensmittel kaufen sollen. Oftmals stimmt der Inhalt jedoch nicht mit der Menge überein, die wir für unsere Rezepte/Portionen benötigen. Die Folge: Es bleiben angebrochene Packungen über, welche wir meist so schnell nicht mehr verwenden. Generell kaufen wir aber auch einfach mehr, als wir benötigen, weil wir beispielsweise mit Hunger einkaufen gehen oder keine Einkaufsliste verwenden.
Es fehlt oft die nötige Aufklärung
Neben Faulheit und dem Überschuss an Lebensmitteln fehlt häufig auch ausreichend Aufklärung und Wissen im Bereich der Haltbarkeit von Lebensmitteln. Zwar soll beispielsweise das Mindesthaltbarkeitsdatum genau das eindämmen, jedoch ist das Mindesthaltbarkeitsdatum für viele Verbraucher doch eher ein K.O-Kriterium bei der Kaufentscheidung. Ein Joghurt wird so meist schon nicht mehr gekauft, weil sein MHD bereits in einer Woche fällig ist. Auch das Wissen des Endverbrauchers zur Überprüfung der Qualität eines Lebensmittels ist meist nicht ausreichend, um dem Verbraucher ein sicheres Gefühl bei der Kaufentscheidung oder beim Verzehr zu geben. Zudem fehlt meist das Wissen über die richtige Lagerung von Lebensmitteln. Dadurch werden die Lebensmittel schneller schlecht.
Leere Regale sind uns suspekt
Wir erwarten vom Einzelhandel, Cafés und Bäckereien, dass bis Ladenschluss volle Regale und Auslagen garantiert sind. Um das gewährleisten zu können, müssen die Geschäfte mehr Lebensmittel bestellen, als sie verkaufen können. Lebensmittel, die nicht bis Ladenschluss verkauft werden, landen im Müll. Wenn beispielsweise nur noch ein Produkt im Regal liegt, dann kaufen wir es meist nicht. Wir denken, dass etwas mit dem Produkt nicht stimmen kann und lassen es somit liegen.
Wer mehr kauft, zahlt weniger
Oft werden uns “Sparpackungen” angeboten, bei denen wir für mehr Inhalt weniger Geld zahlen müssen. Diese Angebote verleiten uns dazu, mehr Lebensmittel zu kaufen, als wir eigentlich brauchen. Gerade bei frischen Lebensmitteln stellt dies ein großes Problem dar. Wir haben oft nicht die Möglichkeit, den Packungsinhalt rechtzeitig zu verbrauchen, sodass wir den Rest wegschmeißen. Bei Lebensmitteln, welche länger lagerbar sind, ist das allerdings kein so großes Problem.
Produkt | Anteil an der Lebensmittelverschwendung | Häufigste Ursache |
---|---|---|
Obst & Gemüse | 34% |
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Backwaren | 14% |
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Getränke | 11% |
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Milchprodukte | 9% |
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Sonstiges | 32% |
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Auswirkungen der Lebensmittelverschwendung
Lebensmittelverschwendung ist teuer
Wie bereits erwähnt, kostet der Foodwaste den Verbraucher 200-300 Euro im Jahr. Mindestens die Hälfte dieser Kosten könnte durch den verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln eingespart werden. Wir sollten uns vor Augen halten, dass wir jedes mal bares Geld in die Tonne schmeißen, wenn wir eine angebrochene Packung oder einen Apfel mit “Macke” wegwerfen. Es geht bei der Lebensmittelverschwendung also nicht nur um ein fehlendes Bewusstsein für die Nahrung, sondern auch für das Geld.
Nachhaltig geht anders
Wie sehr die Umwelt durch unseren Einfluss leidet, das wird uns täglich durch unzählige Wissenschaftler bestätigt. Was viele Leute nicht wissen – auch die Lebensmittelverschwendung ist eines der Hauptprobleme. Vor allem die Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung sind zurzeit kaum gegeben. Heutzutage benötigen wir rund 1,75x unsere Erde, damit wir ausreichend Ressourcen für die jährliche Lebensmittelproduktion zur Verfügung haben. Der “World Overshootday” zeigt uns jährlich, ab welchem Zeitpunkt theoretisch die wiederherstellbare Menge an Ressourcen der Welt für das Jahr aufgebraucht sind. Jedes Jahr rückt dieser Tag näher Richtung Beginn des Jahres. Daran ist vor allem die Überproduktion und der Foodwaste schuld.
Wegschmeißen vs. Hungern
Während wir munter unsere noch genießbaren Lebensmittel entsorgen, leidet jeder neunte Mensch auf dieser Erde an Hunger. Rund 821 Millionen Menschen haben nicht ausreichend zu Essen zur täglichen Nahrungsversorgung zur Verfügung. Uns sollte klar sein, dass wir das Hungerproblem der Menschheit nicht komplett lösen können, indem wir weniger Lebensmittel verschwenden. Aber es wäre durchaus ein Anfang zu einer Besserung zu kommen. Es ist durchaus kontrovers, dass wir mit Lebensmitteln so verschwenderisch sind, während andere Menschen es aufgrund mangelnder Nahrung nicht schaffen täglich ihren Kalorienbedarf zu decken. Die Öffnung der Schere zwischen Arm und Reich macht sich vor allem im Bereich der Ernährungssituation deutlich. Die Lebensmittelverschwendung kostet weltweit circa 720 Milliarden US Dollar im Jahr. Das ist 6-fach soviel, wie für Entwicklungshilfe ausgegeben wird.
Wo steht der Zusammenhang zwischen Hungern und Verschwendung?
Durch die Lebensmittelverschwendung müssen die Produzenten mehr Ressourcen, wie beispielsweise fruchtbares Land, verwenden. Oftmals kommt es dazu, dass das Land aufgrund der Überbewirtschaftung nicht wiederverwendet werden kann. Mehr verwendete Ressourcen wie diese bedeuten höhere Preise, wodurch die Lebensmittel teurer werden. Durch steigende Preise gibt es immer mehr Menschen, die sich die Lebensmittel nicht mehr leisten können.
Tipps und Tricks zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung
Beim Einkauf
- Plane deinen Einkauf – schaue vorher, was noch da ist
- Gehe nicht mit Hunger einkaufen – da du sonst mehr kaufst, als du brauchst
- Versuche die Packungsgröße zu kaufen, die du auch wirklich brauchst
- Bei Obst & Gemüse immer auf Regionalität achten – Produkte mit kürzerem Transport sind meist länger haltbar
Zuhause
- Lagere deine Lebensmittel so, dass sie lange verzehrbar sind
- Verbrauche zuerst schnell verderbliche Lebensmittel
- Konserviere Lebensmittel (Einfrieren, Fermentieren etc.)
- Lade Freunde zum Restekochen ein
Beim Kochen
- Verwende alle Teile des Lebensmittels
- Koche nur die Menge, die auch wirklich verbaucht wird, friere den Rest ein
- Reste kreativ verwerten
Nachhaltig
- Gib nicht genutzte Lebensmittel weiter → Foodsharing
Was ist Foodsharing?
Foodsharing ist eine Gegenbewegung zur Lebensmittelverschwendung und bietet die Möglichkeit noch genießbare Lebensmittel zu teilen. Wenn du Lebensmittel nicht mehr verwenden möchtest oder etwas übrig hast, dann kannst du die Lebensmittel weitergeben. Es gibt bereits einige Initiativen, die dir dabei helfen dein übrig gebliebenes Essen zu verteilen.
Häufige Fragen und Antworten
Dies hat verschiedenste Gründe: Wir sind es gewohnt, dass alles dauerhaft verfügbar ist, erwarten optisch ansprechende Lebensmittel und immer ein volles Regal. Diese Erwartungen möchten aus Sicht der Industrie nicht enttäuscht werden. Zudem wird leider oft das Mindesthaltbarkeitsdatum falsch interpretiert. Auch vorgegebene Packungsgrößen oder “Sparpacks” führen dazu, dass wir mehr kaufen als wir eigentlich brauchen.
Das ist der Tag im Jahr, an dem die theoretisch wiederverstellbare Menge an Ressourcen auf der Welt für das Jahr aufgebraucht ist. Die Problematik, die sich zeigt: Dieser Tag rückt jeder Jahr weiter in Richtung Jahresbeginn.
Das beginnt schon beim Einkauf: Plane diesen und gehe nicht hungrig einkaufen, sonst kaufst du möglicherweise zu viel. Bevorzuge regionales Obst und Gemüse. Zu Hause achtest du am besten darauf, die Lebensmittel vorteilhaft zu lagern, Reste zu verarbeiten oder einzufrieren und schnell Vererbliches eher zu verbrauchen.
Falls du merkst, dass du nicht all deine Lebensmittel rechtzeitig verbrauchen kannst, ist Foodsharing eine tolle Alternative.
Quellen
Internetquellen:
https://utopia.de/ratgeber/foodwaste-stoppen-wir-den-wahnsinn/
https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ernaehrung/Lebensmittelverschwendung/Studie_Lebensmittelabfaelle_Langfassung.html
https://www.overshootday.org/newsroom/press-release-june-2019-german/
http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF-Studie_Bundeslaender_und_Lebensmittelverschwendung.pdf
https://de.wikipedia.org/wiki/Welthunger
https://foodsharing.de/
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/247887/umfrage/wegwerfen-von-lebensmitteln-im-eigenen-haushalt-nach-berufssparten/
Filmquellen:
https://www.rbb-online.de/doku/die_rbb_reporter/beitraege/teller-oder-tonne.html