Verdauung - Die komplexe Aufgabe deines Körpers einfach erklärt
Hast du dich schon einmal damit auseinander gesetzt, was passiert nachdem du etwas gegessen hast? Bestimmt denkst du jetzt: “Ja klar, meine Nahrung wird verdaut!”
Doch was bedeutet Verdauung eigentlich? Welche Organe sind beteiligt und welche Funktionen übernehmen sie? Hinter diesem kleinen Wort steckt so viel mehr und es wird dich erstaunen, zu was dein Körper in der Lage ist!
Aber nun einmal von Anfang an.
Was ist eigentlich die Verdauung?
Die Verdauung ist von außen betrachtet ein einfacher Prozess. Man hat Hunger, isst, lädt seine Energie wieder auf und kann von Neuem durchstarten. Doch in unserem Körper ist der Prozess bis ins kleinste Detail geplant und jedes Organ hat seine Aufgabe. Die Qualität unserer Nahrung kann unserem Körper die Arbeit erleichtern oder erschweren. In diesem Artikel erfährst du mehr über die Effizienz unserer Verdauung, die beteiligten Organe und ihre Aufgaben im Gesamtzusammenhang.
Das alles passiert bereits im Mund
Die Verdauung beginnt schon im Mund mit der mechanischen Zerkleinerung der Nahrung durchs Kauen. Gemeinsam mit Enzymen wird das Essen im ersten Schritt grob zerkleinert. Erste Kohlenhydratketten wie Stärke werden durch die Enzyme gespalten, weshalb zum Beispiel Vollkornbrot nach einiger Zeit auch süßlich schmeckt. Das langkettige Kohlenhydrat “Stärke” wird in kleinere, süß schmeckende Kohlenhydrate (fachsprachlich Mono- und Disaccharide) gespalten.
Durch unbewusstes Essen mit dem Smartphone in der Hand kaut man weniger und schluckt halb zerkautes Essen.
Verdauung durch die Speiseröhre
Damit wird die mit Speichelfluss geschmeidig gemachte Nahrung durch die Schluckbewegung dann über den Rachen und die Speiseröhre in die nächste Ebene der Verdauung transportiert.
Magen
Der Magen ist zuständig für mehrere Aufgaben. Grundsätzlich wird die Nahrung im Magen temporär aufbewahrt, während sie vorverdaut wird. In der Magenwand befinden sich Drüsen, die mit ihren Sekreten die Magenschleimhaut bilden. Diese schützt den Magen davor, sich selbst zu verdauen. Da er auch Enzyme und Säuren absondert, entsteht im Magen ein saures Milieu, welches dem Magen schaden würde. Die so genannte Magensäure hat teilweise einen Ph Wert von 1. Im Vergleich hat Wasser einen Wert von 7 auf der Skala von 1 – 14 (1 = sauer, 14 = basisch). Durch den sauren Magensaft werden Fetttröpfchen grob aufgelöst und auch die Eiweißketten denaturiert und so leichter gespalten.
Dazu trägt auch die Kontraktion des Magens bei, um die Nahrung und den Magensaft zu durchmischen. Kohlenhydrate werden hier vorerst nicht weiter verdaut, da das kohlenhydratspaltende Enzym Amylase gehemmt wird. Die Belegzellen der Magenschleimhaut bilden ein Protein, das zur Aufnahme von Vitamin B12 notwendig ist. Alles wichtige zum Vitamin B12 findest du in unserem Vitaminguide. Der Magen übernimmt also die Aufgabe der groben Zerkleinerung der Nahrung in kleinere Bestandteile und die kontrollierte Weiterleitung in den Zwölffingerdarm. Die dritte Aufgabe bildet die Neutralisierung der Nahrung, also das Abtöten von Bakterien und Desinfektion, damit keine Keime in den Körper gelangen.
Je nach Nahrungsart und Anteilen von Nährstoffen befindet sich die Nahrung unterschiedlich lang im Magen. Ein hoher Fettanteil beispielsweise verlängert die Zeit im Magen.
Darm
Der Darm bildet den Hauptteil der Verdauung und nimmt über den Zwölffingerdarm, den schmalen Dünndarm und den breiteren Dickdarm fast alle Nährstoffe sowie Wasser auf.
Zwölffingerdarm
Über einen Verschlussring gelangt die Nahrung kontrolliert weiter in den Zwölffingerdarm. Dort wird die im Mund begonnene Emzymverdauung fortgesetzt. Zuerst muss der vom Magensaft angesäuerte Nahrungsbrei an diesem Punkt aber erneut neutralisiert werden, denn nur so können die Enzyme (z.B. die o.g. Amylase) und damit die Verdauung aktiv werden. Diese Aufgabe übernehmen Drüsensekrete. Anschließend wird die Nahrung mit in der Bauchspeicheldrüse hergestellten Enzymen angereichert, die die Verdauung durch weiteres Aufspalten antreiben. Der Gallensaft sorgt für die weitere Verdauung der Fette.
Dünndarm
Der Dünndarm ist bei der Verdauung für die Aufnahme von Nährstoffen zuständig. Er ist fünf bis sechs Meter lang und hat durch Ausstülpungen, Einsenkungen und Falten eine vergrößerte Oberfläche. Besonders ein feiner Flaum aus Mikrovilli vergrößert die Oberfläche auf insgesamt etwa 200m². So wird die maximale Aufnahme von Nährstoffen und Wasser über die Darmschleimhaut ermöglicht. Über Drüsen wird der Darmsaft abgesondert, der die Nährstoffe in ihre kleinsten wasserlöslichen Bestandteile auflöst. Diese Bestandteile werden schließlich über die Darmwand an das Blut abgegeben. Das Blut verteilt die Nährstoffe dann an die benötigten Organe und Gewebe oder an Speicherorte.
Im Dünndarm werden auch die Kohlenhydrate in die kleinsten Bestandteile zerlegt. Disaccharide werden in Glukose und Fruktose gespalten. Laktose wird in Glukose und Galaktose gespalten. Menschen, denen das für die Aufspaltung von Laktose benötigte Enzym fehlt, haben eine Laktoseintoleranz und damit Probleme, Milchzucker zu verdauen. Wir geben dir alle nötigen Ernährungstipps zu Unverträglichkeiten.
Die Gallenflüssigkeit hilft bei der Vermischung der Fette mit Verdauungsenzymen, was die Verdauung erleichtert. Eiweiß wird durch im Zwölffingerdarm abgesonderte Enzyme (wie z.B. Trypsin) in Aminosäuren gespalten, die durch die Darmwand ins Blut aufgenommen werden. Fettlösliche Vitamine werden aufgenommen und in Leber und Fettgewebe gespeichert. Überschüssige wasserlösliche, nicht benötigte Vitamine werden über die Niere wieder ausgeschieden.
Der Dünndarm resorbiert täglich acht bis neun Liter Wasser.
Dickdarm
Der Dickdarm ist zuständig für weitere Rückgewinnung von Wasser und Salzen. Folgend auf den Dünndarm hat er einen größeren Durchmesser und ist etwa einen Meter lang. Allerdings ist die Wand glatt und nicht durch Ausstülpungen oder Einsenkungen vergrößert. Fast 90 Prozent des Wassers in der Nahrung können im Dickdarm mitsamt Elekrolyten resorbiert werden.
Übrig bleiben dann nur Ballaststoffe, die vom Körper und den vorhandenen Enzymen nicht weiter verarbeitet werden können. Ballaststoffe werden in lösliche und unlösliche unterschieden. Lösliche sind leicht in Wasser lösbar und ergeben eine gelartige Konsistenz, die transportfördernd ist. Im Dickdarm werden sie zum Teil von Bakterien abgebaut und die daraus entstehenden Fettsäuren resorbiert. Die Bakterien im Dickdarm bilden auch Vitamine wie B12, welche aber nur geringfügig aufgenommen werden können.
Alles weitere zu Ballaststoffen findest du in unserem Artikel zum Thema Blähbauch.
Einige Mikroorganismen wie Bakterien bilden die Darmflora. Wie beschrieben, sind sie maßgeblich für den Abbau von Zellulose, also Ballaststoffen, zuständig. Die Empfindlichkeit dieser Organismen zeigt sich bei Einnahme von Antibiotika. Die zerstören die Bakterienstämme und das kann zu massiven Verdauungsproblemen führen, da die Bakterien sich erst ein halbes Jahr später regenerieren können. Zusätzlich verändern die Bakterien den Nahrungsbrei durch Gase und Farbstoffe in Kot.
Verdauung durch die Leber
Der Gallensaft für die Verdauung von Fetten wird hier hergestellt und anschließend in der Gallenblase gespeichert. Von dort gelangt er über verschiedene Drüsen in den Darm. Außerdem gelangen alle aufgenommenen Nährstoffe aus dem Darm über das Blut zur Leber. Dort werden momentan nicht benötigte Nährstoffe (Vitamine, Fette, Kohlenhydrate, etc.) aus dem Blut entzogen, gespeichert und bei Bedarf wieder an das Blut abgegeben.
Wie beteiligen sich Nerven und Muskeln an der Verdauung?
Der Körper beeinflusst die Verdauung über das Nervensystem. Der parasympathische Teil des vegetativen Nervensystems ist für Entspannung zuständig und stellt dem gesamten Verdauungstrakt einen Großteil des Blutes zur Verfügung. Durch Sport wird dieser Teil gehemmt. Unser Crash Diät Artikel erklärt euch dieses Gegenspielerprinzip.
Der Verdauungstrakt besteht hauptsächlich aus glatter Muskulatur. Diese funktioniert unbewusst und kann nicht bewusst kontrolliert werden. Das oben beschriebene Nervensystem reagiert auf Dehnungsreize und steuert den als nächstes benötigten Prozess an und setzt die entsprechenden Stoffe frei. Diese steigern oder verringern die Transport- und damit die Verdauungsgeschwindigkeit.
Immunsystem
Unser Verdauungstrakt bildet mit 300 – 500m² die größte Kontaktoberfläche zur Außenwelt. Aus der Umwelt gelangen Partikel unterschiedlichster Art über Nahrung in unseren Organismus. Über den Verdauungstrakt gelangen nicht nur Nährstoffe in den Körper, sondern auch Giftstoffe, Bakterien und Krankheitserreger. Aus diesem Grund ist auch ein Großteil des Immunsystems im Darm angesiedelt, um ihn ausreichend schützen zu können. Wir erklären dir die Rolle des Immunsystems im gesamten Körper. Umso wichtiger ist eine gesunde Ernährung, denn ein gesunder Darm ist oftmals das Spiegelbild eines gesunden Körpers und anders herum. Ballaststoffe erleichtern unserem Körper den Transport ungemein, “fette” Nahrung sorgt für einen langsameren Transport und die Verdauung gerät ins Stocken.
Fazit und Überblick
Unser Körper ist auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung angewiesen. Da die Nahrung in unser Blut aufgenommen und unweigerlich in unseren Körper transportiert wird, ist eine kluge Ernährung nötig. Der Körper merkt sich alles und verzeiht nicht, wenn man sich 20 Jahre lang ungenügend ernährt hat. Dein Körper sollte ein Tempel sein, in den nur das beste Essen Einlass bekommt.
Organ | Aufgabe |
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Mund |
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Magen |
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Zwölffingerdarm |
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Dünndarm |
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Dickdarm |
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Leber |
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Bauchspeicheldrüse |
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Häufige Fragen und Antworten
Kommt Nahrung im Magen an, wird diese mit der Magensäure vermischt und grob zerkleinert. Durch diese Säure können Fetttröpfchen aufgelöst werden und Eiweißketten denauturieren, wodurch sie leichter gespalten werden können. Kohlenhydrate werden hier vorerst nicht verdaut. Zudem dient die Magensäure dem Abtöten von Bakterien und zur Desinfektion.
Dein Dünndarm ist zwischen 5 bis 6 Meter lang und besitzt eine Oberfläche von rund 200 Quadratmetern. Dadurch wird eine maximale Aufnahme von Nährstoffen und Wasser über die Darmschleimhaut ermöglicht. Täglich resorbiert der Dünndarm ganze 8 bis 9 Liter Wasser.
Die Darmflora im Dickdarm besteht aus Bakterien, die durch Antibiotika angegriffen und zerstört werden. Außerdem verändern die Bakterien den Nahrungsbrei durch Gase und Farbstoffe in Kot, sodass auch dieser Prozess beeinträchtigt wird. Er kann ein halbes Jahr dauern, bis sich die Bakterienstämme wieder regeneriert haben.
Literaturverzeichnis
Campbell, Neil A.; Reece, Jane B.; Urry, Lisa A. (2018): Biologie. 10., aktualisierte Auflage. Hg. v. Jürgen J. Heinisch und Achim Paululat.